Risse in wand reparieren wie ein profi

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Risse in wand reparieren wie ein profi

Einen Riss in der Wand einfach nur zuzuspachteln, ist oft der falsche Weg. Klar, kleine Haarrisse sind meist schnell mit etwas Spachtelmasse behoben, aber entscheidend ist immer die Frage: Warum ist der Riss überhaupt da? Wer die Ursache ignoriert, riskiert, dass der Schaden schnell wieder auftaucht – oder sich im Hintergrund ein weitaus größeres Problem entwickelt.

Risse in der wand richtig deuten

Ein Riss in der Wand ist nie nur ein optischer Makel. Sehen Sie ihn als ein Signal, das Ihnen Ihr Haus sendet. Dieses Signal richtig zu interpretieren, ist der wichtigste Schritt, bevor Sie überhaupt an Werkzeug denken.

Skizze eines Wandrisses mit verschiedenen Rissarten und Reparaturdetails, inklusive deutscher Beschriftungen zur Rissanalyse.

Harmlos oder alarmierend? Die ursache entscheidet

Nicht jeder Riss ist ein Grund zur Panik. Die Bandbreite reicht von unbedenklichen Spannungen im Putz bis hin zu ernsten statischen Problemen. Ein genauer Blick auf Form, Verlauf und Position des Risses liefert oft schon die entscheidenden ersten Hinweise.

  • Putz- und Spannungsrisse: Diese sind meist oberflächlich, fein und verlaufen oft netzartig. Sie entstehen ganz natürlich, wenn Putz trocknet oder auf Temperaturschwankungen reagiert. Das ist in der Regel unkritisch.
  • Setzrisse: Verlaufen sie diagonal oder folgen treppenförmig den Fugen im Mauerwerk? Das deutet auf Bewegungen im Fundament oder Baugrund hin. Bei Neubauten ist das in den ersten Jahren bis zu einem gewissen Grad normal, sollte aber beobachtet werden.
  • Konstruktive Risse: Diese Risse sind oft breit, tief und klaffen. Sie können ein Warnsignal für eine Überlastung von Bauteilen sein und auf ernsthafte statische Mängel hindeuten. Hier ist Vorsicht geboten!

Die richtige Einordnung ist alles. Während Sie einen einfachen Putzriss problemlos selbst sanieren können, erfordert ein aktiver Setzriss eine professionelle Analyse und oft eine Sanierung der eigentlichen Ursache. Mehr zur genauen Unterscheidung finden Sie in einem Artikel über Risse in Hauswänden.

Mein Praxistipp zur Überwachung: Markieren Sie die Enden des Risses mit einem weichen Bleistift und notieren Sie das Datum daneben. Um zu sehen, ob er noch „arbeitet“, setzen Sie eine Gipsmarke (ein kleiner Klecks Gips) quer über den Riss. Reißt die Gipsmarke nach ein paar Wochen, ist der Riss aktiv – ein klares Zeichen, dass Sie einen Experten hinzuziehen sollten.

Rissarten und ihre ursachen im überblick

Diese Tabelle hilft bei der schnellen Identifizierung von Rissen und zeigt, wann eine Eigenreparatur möglich ist und wann ein Experte hinzugezogen werden sollte.

Rissart Typische Ursache Risikoeinschätzung Handlungsempfehlung
Haarrisse (netzartig) Trocknungsprozesse im Putz, thermische Spannungen Gering Kann in der Regel selbst mit Spachtelmasse repariert werden.
Putzrisse (geradlinig) Spannungen zwischen unterschiedlichen Materialien (z. B. Wand und Fensterrahmen) Gering bis mittel Meist selbst zu beheben, ggf. elastisches Material oder Gewebeband nutzen.
Setzrisse (diagonal, treppenförmig) Absenkung des Fundaments, Baugrundbewegungen Mittel bis hoch Beobachten (Gipsmarke). Bei Veränderung unbedingt einen Statiker konsultieren.
Konstruktive Risse (breit, tief, klaffend) Überlastung von Bauteilen, Planungs- oder Ausführungsfehler Hoch Sofortiges Handeln erforderlich! Unverzüglich einen Statiker zur Begutachtung hinzuziehen.

Die Tabelle macht deutlich: Die richtige Diagnose ist der Schlüssel. Im Zweifel gilt immer: Lieber einmal zu viel einen Fachmann fragen als einen ernsthaften Schaden zu übersehen.

Wann sie selbst hand anlegen können

Die Entscheidung, einen Wandriss selbst zu flicken, hängt also direkt vom Riss-Typ ab. Kleine, feine Haarrisse im Putz, die sich über die Zeit nicht verändern, sind klassische Heimwerker-Jobs. Und das Selbermachen liegt im Trend.

Eine Umfrage zeigt, dass rund 6,97 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Renovierungsarbeiten wie Tapezieren oder Malen selbst durchführen. Das belegt die hohe Motivation, bei kleineren kosmetischen Schäden selbst aktiv zu werden. Gleichzeitig zeigt die prognostizierte Wertschöpfung von etwa 19,2 Milliarden Euro in der professionellen Reparaturbranche, wie unerlässlich fachmännisches Wissen bei komplexeren Problemen ist.

Sie sind sich unsicher? Für eine schnelle Orientierung kann die KI-gestützte Analyse von bau24 eine wertvolle Hilfe sein. Laden Sie einfach ein Foto des Risses hoch. Oft reicht das schon für eine fundierte Ersteinschätzung, ob Sie es mit einem Schönheitsfehler zu tun haben oder ob der Fall etwas für den Profi ist.

Werkzeuge und materialien für eine dauerhafte reparatur auswählen

Wer einen Riss in der Wand dauerhaft verschwinden lassen will, muss bei der Vorbereitung ansetzen. Die beste Spachtelmasse nützt nichts, wenn der Untergrund nicht stimmt. Ich habe schon unzählige Male gesehen, wie Reparaturen nach wenigen Monaten wieder aufbrechen, nur weil an der falschen Stelle gespart wurde – meistens an der Zeit für die Vorbereitung.

Eine Reihe von Werkzeugskizzen, die für Reparaturarbeiten wie Spachteln und Glätten verwendet werden.

Bevor Sie überhaupt zur Spachtelmasse greifen, muss der Riss behandelt werden. Viele machen den Fehler, die Füllmasse einfach nur oberflächlich in den feinen Spalt zu drücken. Das ist ein Garant für späteren Ärger, denn das Material hat so gut wie keine Haftungsfläche und bröckelt beim nächsten Temperaturwechsel wieder heraus.

Der Trick für maximalen Halt: der V-Schnitt. Nehmen Sie eine stabile Spachtel oder ein Cuttermesser und kratzen Sie den Riss auf. Ziel ist es, ihn V-förmig zu erweitern. Das schafft eine viel größere, keilförmige Fläche, in der sich die Spachtelmasse richtig verkrallen kann.

Danach muss der Riss absolut sauber sein. Jeder Krümel, jedes Staubkorn wirkt wie ein Trennmittel. Am besten nehmen Sie erst eine Bürste und dann den Staubsauger. Seien Sie hier penibel – es lohnt sich.

Die richtige spachtelmasse für jeden riss

Die Wahl des Füllstoffs ist absolut entscheidend und hängt vom Riss und der Wand ab. Es gibt kein Wundermittel für alles, sondern Spezialisten für jeden Fall.

  • Gipsbasierte Spachtelmasse: Das ist der Klassiker für alles, was sich nicht mehr bewegt. Also für normale, statische Risse in Putz- oder Gipskartonwänden. Der Vorteil: Gips härtet steinhart aus und lässt sich hinterher perfekt glatt schleifen.
  • Acryl-Dichtstoff: Wenn etwas Bewegung im Spiel ist, kommt Acryl ins Spiel. Es bleibt auch nach dem Trocknen minimal elastisch. Perfekt für Anschlussfugen, zum Beispiel zwischen Wand und Türrahmen, oder für winzige Haarrisse, bei denen Gips zu starr wäre. Wichtig: Acryl ist überstreichbar.
  • Silikon: Dieses Material ist extrem elastisch und wasserabweisend, aber Achtung: Es lässt sich in der Regel nicht überstreichen. Silikon gehört in Dehnungsfugen, vor allem im Bad oder in der Küche. Für einen normalen Wandriss im Wohnzimmer ist es die falsche Wahl.

Ein wichtiger Punkt, bevor Sie loslegen: Prüfen Sie die Wand auf Feuchtigkeit. Einen feuchten Riss zu verschließen, schließt das Problem nur ein. Spätere Schäden wie Schimmel sind dann vorprogrammiert. Ein Artikel zeigt, wie Sie mit einem Feuchtigkeitsmesser für die Wohnung schnell und einfach Sicherheit bekommen.

Werkzeuge, die sie wirklich brauchen

Sie müssen nicht den halben Baumarkt aufkaufen. Mit einer Handvoll guter Werkzeuge kommen Sie schon sehr weit und erzielen ein sauberes Ergebnis.

Ihre Grundausstattung sollte Folgendes umfassen:

  • Malerspachtel: Am besten zwei. Eine schmale, um die Spachtelmasse tief in den Riss zu drücken, und eine breitere, um die Oberfläche schön glatt abzuziehen.
  • Schleifpapier oder Schleifklotz: Eine mittlere Körnung, so um die 120, ist ideal, um die getrocknete Füllung sauber und ohne Riefen zu schleifen.
  • Staubsauger und Bürste: Wie gesagt, unverzichtbar, um den Untergrund für eine feste Verbindung vorzubereiten.

Kleiner Blick auf den Markt: Die Verfügbarkeit mancher Baustoffe kann schwanken. Aktuelle Analysen zeigen, dass der Absatz von Trockenmörteln spürbar zurückgeht. Die Prognose für 2025 liegt bei nur rund 28 Millionen m², ein deutlicher Einbruch gegenüber den über 36 Millionen m² aus dem Jahr 2021. Das könnte sich auf Preise und die Auswahl im Fachhandel auswirken. Mehr dazu finden Sie in aktuellen Branchenberichten, wie zum Beispiel über Trends bei WDVS und Trockenmörtel auf bauenimbestand24.de.

Die Reparatur Schritt für Schritt angehen

So, die Vorbereitungen sind abgeschlossen, das richtige Material liegt bereit – jetzt geht es ans Eingemachte. Das Füllen des Risses ist der entscheidende Moment. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, denn Sorgfalt und die richtige Technik entscheiden darüber, ob die Reparatur am Ende unsichtbar und vor allem dauerhaft ist. Nehmen Sie sich die Zeit, denn jeder Handgriff baut auf dem letzten auf.

Drei Schritte zur Reparatur einer Ecke oder Fuge: Abkratzen, Spachtelmasse auftragen und Bewehrungsstreifen einbetten.

Spachtelmasse anmischen und einbringen – aber richtig!

Wenn Sie sich für Spachtelmasse in Pulverform entschieden haben, beginnt alles mit dem korrekten Anmischen. Das ist keine Raketenwissenschaft, aber halten Sie sich penibel an die Anleitung des Herstellers. In der Regel rührt man das Pulver in sauberes, kaltes Wasser ein, bis eine geschmeidige, klumpenfreie Masse entsteht – so ähnlich wie ein dicker Joghurt.

Aus der Praxis geplaudert: Mischen Sie immer nur so viel an, wie Sie innerhalb der angegebenen Verarbeitungszeit (der „Topfzeit“) auch wirklich verarbeiten können. Spachtelmasse, die schon anzieht, lässt sich nicht durch Nachwässern retten. Das zerstört die Struktur und die Masse verliert ihre Festigkeit – ein klassischer Anfängerfehler.

Jetzt nehmen Sie die Masse mit einem kleineren Spachtel (ein Malerspachtel ist ideal) auf und drücken sie quer zum Rissverlauf kräftig in die V-förmig aufgeweitete Fuge. Warum quer? Weil Sie so die Masse bis auf den Grund des Risses pressen und hässliche Lufteinschlüsse vermeiden. Füllen Sie den Riss ruhig so, dass ein kleiner Wulst über der Wandoberfläche entsteht.

Die Kunst des glatten Abziehens

Ist der Riss gefüllt, folgt das Glätten. Hierfür greifen Sie zu einer breiteren Spachtel, zum Beispiel einem Flächenspachtel oder Japanspachtel. Setzen Sie das Werkzeug in einem flachen Winkel neben dem Riss an und ziehen Sie es mit ruhiger Hand und gleichmäßigem Druck über die gefüllte Stelle.

Das Ziel ist eine planebene Oberfläche. Überschüssiges Material wird so sauber entfernt. Manchmal braucht es einen zweiten Zug, aber versuchen Sie nicht, ewig herumzudoktern, denn die Masse beginnt bereits zu trocknen. Besser eine minimale Erhöhung stehen lassen, als eine Delle zu erzeugen – den kleinen Überschuss schleifen Sie später spielend leicht weg.

Bei breiteren Rissen: Bewehrungsstreifen sind Pflicht

Wenn der Riss breiter als 2 mm ist oder an einer kritischen Stelle wie den Stößen von Gipskartonplatten sitzt, reicht Spachtelmasse allein oft nicht. Hier schlägt die Stunde der Bewehrungsstreifen (auch Rissbrücken oder Fugendeckstreifen genannt). Man kann sie sich wie ein Pflaster für die Wand vorstellen: Das Glasfaser- oder Vliesgewebe nimmt Spannungen auf und verteilt sie, was ein erneutes Aufreißen an derselben Stelle zuverlässig verhindert.

Und so wird’s gemacht:

  • Erste Spachtelschicht: Füllen Sie den Riss wie gewohnt und ziehen Sie ihn grob glatt.
  • Gewebe einbetten: Drücken Sie den Bewehrungsstreifen sofort in die noch feuchte Spachtelmasse. Er muss mittig über dem Riss liegen und darf keine Falten werfen.
  • Zweite Spachtelschicht: Spachteln Sie den Streifen direkt „nass in nass“ mit einer weiteren, dünnen Schicht Masse über, bis das Gewebe komplett verschwunden ist. Dann alles so glatt wie möglich abziehen.

Trocknen lassen – die unterschätzte Tugend

Der wohl schwierigste Teil der ganzen Aktion: Warten. Je nach Spachtelmasse, Schichtdicke und Raumklima kann die Trocknungszeit stark variieren. Rechnen Sie mit allem zwischen ein paar Stunden und 24 Stunden. Werfen Sie unbedingt einen Blick auf die Herstellerangaben auf der Verpackung.

Widerstehen Sie der Versuchung, den Prozess mit einem Föhn oder Heizlüfter zu beschleunigen. Das führt fast immer zu unschönen Schwundrissen in der frischen Spachtelmasse. Erst wenn die Stelle steinhart und komplett durchgetrocknet ist, dürfen Sie zum Schleifpapier greifen, um das perfekte Finish zu erzielen.

Das Finish: So wird die Reparatur wirklich unsichtbar

Die Spachtelmasse ist drin, der Riss ist zu. Aber fertig ist die Arbeit erst, wenn man nichts mehr davon sieht. Genau dieser letzte Schliff entscheidet darüber, ob die Reparatur professionell aussieht oder eben doch nur wie ein geflickter Schaden. Das Ziel ist klar: Die reparierte Stelle muss so perfekt mit der Wand verschmelzen, dass selbst Sie sie nicht mehr finden.

Illustrationen zeigen Hände beim Schleifen von Primer mit verschiedenen Körnungen und dem Grundieren einer Oberfläche.

Der richtige Schliff für sanfte Übergänge

Ist die Spachtelmasse komplett durchgetrocknet, geht es ans Schleifen. Hier geht es darum, den kleinen Wulst zu beseitigen, der beim Spachteln entstanden ist, und einen butterweichen Übergang zur restlichen Wand zu schaffen. Wer hier ungeduldig mit grobem Papier ans Werk geht, handelt sich schnell unschöne Kratzer ein, die man später bei seitlichem Lichteinfall sofort sieht.

Fahren Sie einfach mal mit der flachen Hand über die Stelle. Fühlen Sie die Kanten und Erhebungen? Das ist Ihr Ziel.

Mein Tipp aus der Praxis: Beginnen Sie mit einem Schleifpapier der Körnung 100 bis 120. Umwickeln Sie damit am besten einen Schleifklotz. Das verteilt den Druck gleichmäßig und verhindert, dass Sie Dellen in die relativ weiche Spachtelmasse schleifen.

Arbeiten Sie mit sanften, kreisenden Bewegungen von der Mitte der Reparatur nach außen. So entstehen die besten Übergänge. Danach den Staub gründlich entfernen und das Ergebnis nochmals mit der Hand prüfen. Für das allerletzte Finish kann man dann noch mal mit 180er Körnung drübergehen.

Grundieren: Der Schlüssel zu einem fleckenfreien Ergebnis

Das ist der Schritt, der am häufigsten übersprungen wird – und der die meisten Heimwerker zur Verzweiflung treibt. Viele streichen direkt auf die gespachtelte Stelle und wundern sich dann über das Ergebnis: ein matter, oft dunklerer Fleck, der auch nach dem dritten Anstrich nicht verschwindet.

Das Problem liegt im unterschiedlichen Saugverhalten der Materialien:

  • Die alte Wand: Ist bereits gestrichen und hat eine versiegelte, weniger saugfähige Oberfläche.
  • Die frische Spachtelmasse: Ist hingegen porös und saugt wie ein Schwamm.

Ohne Grundierung entzieht die Spachtelmasse der Wandfarbe sofort das Wasser und die Bindemittel. Die Farbe trocknet an dieser Stelle völlig anders auf, was zu diesen unschönen Farbunterschieden führt.

Die passende Grundierung wählen und richtig auftragen

Um das zu verhindern, brauchen Sie einen Tiefgrund oder eine Haftgrundierung. Diese Produkte ziehen in die Spachtelmasse ein, verfestigen sie und gleichen das Saugverhalten an den Rest der Wand an.

  • Tiefgrund: Perfekt für die meisten mineralischen Spachtelmassen auf Gips- oder Zementbasis.
  • Haftgrund: Eine gute Wahl bei Acryl-Fugenmassen oder wenn Sie sich beim Untergrund unsicher sind.

Tragen Sie die Grundierung mit einem Pinsel großzügig auf die gesamte geschliffene Fläche auf und lassen Sie sie an den Rändern etwas auslaufen. Halten Sie sich unbedingt an die Trocknungszeit des Herstellers, bevor Sie die Wand streichen oder tapezieren. Nur so ist sichergestellt, dass Ihre ganze Mühe am Ende mit einem makellosen, gleichmäßigen Wandanstrich belohnt wird.

Wann ist schluss mit selbermachen? Zeit für den fachmann

Der Ehrgeiz, Risse in der Wand selbst zu reparieren, ist absolut verständlich. Aber es gibt einen Punkt, an dem auch der versierteste Heimwerker an seine Grenzen stößt. Diesen Moment zu erkennen, ist keine Schwäche, sondern ein klares Zeichen von Verantwortung für das eigene Zuhause.

Wenn Sie einen Riss nur oberflächlich kitten, dessen Ursache aber viel tiefer liegt, ist das wie ein Pflaster auf einer Wunde, die eigentlich genäht werden müsste. Das eigentliche Problem schlummert im Verborgenen weiter und kann später zu richtig teuren Folgeschäden führen.

Warnsignale, bei denen sie hellhörig werden sollten

Es gibt ganz bestimmte Merkmale, die einen harmlosen Schönheitsfehler von einem ernsthaften Problem unterscheiden. Diese Alarmsignale sollten Sie niemals auf die leichte Schulter nehmen:

  • Der Verlauf ist entscheidend: Diagonal verlaufende Risse deuten oft auf Setzungen oder starke Spannungen im Mauerwerk hin. Besonders kritisch wird es bei treppenförmigen Rissen, die sich entlang der Fugen von Ziegeln oder Steinen ziehen.
  • Breite und Tiefe zählen: Sobald ein Spalt breiter als 2–3 mm ist oder sogar durch die ganze Wand geht (also innen und außen sichtbar ist), ist das ein klarer Fall für einen Experten.
  • Der Riss "lebt": Wenn Sie beobachten, dass ein Riss über Wochen oder Monate breiter oder länger wird, ist er aktiv. Das bedeutet, die Bewegung im Gebäude ist noch nicht abgeschlossen und die Ursache wirkt weiter.
  • Die Lage ist kritisch: Risse in der Nähe von tragenden Bauteilen – also über Fenstern und Türen oder dort, wo Decken auf der Wand aufliegen – sind immer ernst zu nehmen.

Als Faustregel können Sie sich merken: Sobald ein Riss nicht mehr nur die Oberfläche wie den Putz betrifft, sondern offensichtlich das Mauerwerk oder die Statik des Gebäudes involviert, ist die Grenze des Selbermachens definitiv erreicht.

Statiker oder Handwerker – wen brauche ich wann?

Je nachdem, was der Riss uns verrät, sind unterschiedliche Experten gefragt.

Ein Bausachverständiger oder Statiker ist immer dann der erste Ansprechpartner, wenn Sie den Verdacht haben, dass die Ursache tiefer in der Bausubstanz liegt. Er kann genau analysieren, was los ist und klären, ob die Standsicherheit Ihres Hauses gefährdet ist. Mehr zu dessen Rolle und Aufgaben finden Sie in unserem Beitrag über den Sachverständigen im Bauwesen.

Der qualifizierte Handwerksbetrieb, wie ein Maler oder Maurer, kommt dann ins Spiel, wenn die Ursache klar ist und es an die fachgerechte Reparatur geht. Er weiß genau, wie man den Schaden dauerhaft behebt.

Wussten Sie, dass in Deutschland die energetische Sanierungsquote bei nur rund 1 Prozent pro Jahr liegt? Benötigt werden aber eigentlich 2–3 Prozent. Dieser gewaltige Sanierungsstau führt dazu, dass das Risiko für Bauschäden wie Risse oder Feuchtigkeitsprobleme stetig zunimmt. Eine rechtzeitige Investition in eine professionelle Begutachtung schützt also nicht nur den Wert Ihrer Immobilie, sondern sorgt in erster Linie für Ihre Sicherheit.

Fragen aus der Praxis: Was Sie schon immer über Wandrisse wissen wollten

Selbst mit der besten Anleitung bleiben oft Fragen offen. Das ist völlig normal. Hier habe ich die häufigsten Fragen zusammengetragen, die mir in meiner Laufbahn immer wieder gestellt werden. Die Antworten sind kurz, bündig und direkt aus der Praxis – damit Sie typische Fallstricke umgehen und am Ende ein sauberes Ergebnis in den Händen halten.

Warum kommt der Riss nach dem Reparieren immer wieder?

Das ist der Klassiker und wohl das Frustrierendste, was einem Heimwerker passieren kann. Wenn ein Riss nach kurzer Zeit wieder sichtbar wird, liegt es fast immer daran, dass Sie nur das Symptom, nicht aber die Ursache bekämpft haben. Meistens handelt es sich um Risse, die „arbeiten“ – also in Bewegung sind. Auslöser dafür können Setzungen des Gebäudes, Temperaturschwankungen oder auch Feuchtigkeit sein.

Eine Reparatur mit einem starren Gipsspachtel ist hier von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er kann die minimalen Bewegungen der Wand nicht mitmachen und bricht zwangsläufig wieder auf.

  • Bei Bewegung im Spiel: Greifen Sie zu flexiblen Füllstoffen. Acryl-Dichtmasse oder spezielle, elastische Reparaturspachtel sind hier die richtige Wahl.
  • Für zusätzliche Stabilität: Bei breiteren oder sehr aktiven Rissen führt kein Weg an einem Bewehrungsstreifen (auch Armierungsgewebe genannt) vorbei. Er verteilt die Zugkräfte auf eine größere Fläche und verhindert so ein erneutes Aufreißen.

Ein wichtiger Hinweis aus Erfahrung: Wenn ein Riss trotz flexibler Materialien und Armierungsgewebe immer wiederkehrt, steckt meist ein ernsteres, strukturelles Problem dahinter. Zögern Sie in diesem Fall nicht, einen Bausachverständigen hinzuzuziehen. Jeder weitere Reparaturversuch wäre nur verschwendete Zeit und Mühe.

Kann ich jeden Riss einfach mit Acryl füllen?

Ein klares Nein. Acryl ist ein fantastisches Material, aber es ist ein Spezialist für bestimmte Aufgaben, kein Allheilmittel. Viele Heimwerker greifen zu schnell zur Acrylkartusche, dabei ist es für klassische Putzrisse oft die falsche Wahl.

Wirklich gut eignet sich Acryl für Anschlussfugen, die leichten Bewegungen ausgesetzt sind – also zum Beispiel der Übergang zwischen Wand und Fensterrahmen, Türzargen oder an Sockelleisten. Auch für feine Haarrisse, bei denen ein starrer Spachtel bröckeln würde, kann es die Lösung sein.

Sobald Sie es aber mit tieferen, statischen Rissen im Putz oder gar im Mauerwerk zu tun haben, brauchen Sie einen Füll- oder Reparaturspachtel auf Gipsbasis. Diese Materialien härten fest aus, schaffen eine solide Verbindung zum Untergrund und geben der Stelle wieder Stabilität. Denken Sie auch daran: Acryl ist nicht für den Außenbereich oder für dauerhaft feuchte Bereiche wie in der Dusche geeignet.

Muss ich die reparierte Stelle wirklich immer grundieren?

Die kurze und unmissverständliche Antwort lautet: Ja, auf jeden Fall. Das Grundieren ist der Schritt, der am häufigsten aus Bequemlichkeit weggelassen wird – und gleichzeitig einer der wichtigsten für ein später unsichtbares Ergebnis.

Frische Spachtelmasse hat ein komplett anderes Saugverhalten als die bereits gestrichene Wandfläche drumherum. Sie ist porös und zieht die Farbe auf wie ein Schwamm. Wenn Sie nun direkt darüberstreichen, saugt die Spachtelmasse der Farbe förmlich das Bindemittel weg.

Das Ergebnis ist ein unschöner, matter oder dunklerer Fleck, der selbst nach dem dritten Anstrich noch durchscheint. Eine passende Grundierung, zum Beispiel ein Tiefgrund, versiegelt diese poröse Oberfläche und gleicht das Saugverhalten an die restliche Wand an. Nur so bekommen Sie einen gleichmäßigen und fleckenfreien Anstrich. Ihre ganze Mühe beim Risse in Wand reparieren wird so am Ende mit einer makellosen Optik belohnt.


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