Risse in Wänden innen verstehen und richtig sanieren

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Risse in Wänden innen verstehen und richtig sanieren

Ein Riss in der Wand? Das sorgt schnell für ein mulmiges Gefühl. Ist das nur ein kleiner Schönheitsfehler oder steckt dahinter vielleicht ein ernsthaftes, strukturelles Problem? Die gute Nachricht vorweg: Die allermeisten feinen Risse in Innenwänden sind harmlos. Oft entstehen sie durch ganz natürliche Materialbewegungen. Trotzdem ist es entscheidend, die Warnsignale zu kennen, die auf tiefere Ursachen hindeuten könnten.

Warum ein riss in der wand mehr als nur ein schönheitsfehler sein kann

Zwei monochrome Skizzen von architektonischen Wandöffnungen, eine davon mit einer gerundeten, verstärkten Struktur.

Man kann sich die Wände eines Hauses ein bisschen wie seine Haut vorstellen. Ein winziger, oberflächlicher Riss ist dabei oft wie ein kleiner Kratzer. Meistens ist es nur eine kosmetische Sache, die zum Beispiel durch das Trocknen von neuem Putz oder frischer Farbe entsteht. Solche Haarrisse sind in der Regel völlig unbedenklich und lassen sich leicht beheben.

Ein tiefer, gezackter Riss, der vielleicht sogar stetig wächst, ist hingegen eher mit einem Knochenbruch vergleichbar. Er ist das sichtbare Symptom eines tiefer liegenden Problems, das im schlimmsten Fall die Stabilität des ganzen Gebäudes gefährden kann. Wer solche Signale ignoriert, riskiert weitreichende und vor allem kostspielige Folgen.

Die zwei gesichter von wandrissen

Um die Lage richtig einzuschätzen, muss man zwischen harmlosen und kritischen Rissen unterscheiden können. Diese erste Einordnung hilft Ihnen, unnötige Panik zu vermeiden, aber gleichzeitig wachsam für echte Risiken zu bleiben.

Die grundlegenden Unterschiede sind schnell erklärt:

  • Oberflächliche Risse: Diese betreffen nur die oberste Schicht, also den Putz, die Spachtelmasse oder die Tapete. Sie sind meist sehr fein, verlaufen kreuz und quer und verändern sich über Monate oder Jahre hinweg kaum.
  • Strukturelle Risse: Diese gehen tiefer, bis ins Mauerwerk hinein. Sie sind ein klares Indiz dafür, dass sich Bauteile bewegen. Typischerweise sind sie breiter, länger und folgen oft einem bestimmten Muster – zum Beispiel diagonal von einer Ecke ausgehend oder treppenförmig entlang der Fugen.

Ein Riss ist die sichtbare Sprache Ihres Hauses. Er erzählt eine Geschichte über Spannungen, Bewegungen und Belastungen, die auf die Bausubstanz einwirken. Ihm zuzuhören, ist der erste Schritt zur richtigen Diagnose.

Dieser Beitrag ist Ihr praktischer Leitfaden, um die Risse in Wänden innen richtig zu deuten. Wir geben Ihnen das nötige Wissen an die Hand, damit Sie die Ursachen verstehen, die Gefährlichkeit einschätzen und die richtigen Schritte einleiten können. Ganz egal, ob es am Ende eine einfache kosmetische Reparatur wird oder doch ein Fall für den Experten.

Die häufigsten Ursachen für Risse in der Wand aufgedeckt

Vier architektonische Skizzen zeigen verschiedene Interaktionen von Licht und Wetter mit einer Gebäudeecke.

Jeder Riss in Ihrer Wand erzählt eine Geschichte über Ihr Gebäude. Um diese Geschichte richtig zu deuten, muss man die Ursachen verstehen. Oft sind die Gründe harmlos und gehören einfach zum „Leben“ eines Hauses dazu. Manchmal deuten sie aber auch auf tiefer liegende Probleme hin, die man auf keinen Fall ignorieren sollte.

Ein Riss entsteht ja nicht grundlos. Er ist immer die Folge von Spannungen im Baumaterial, die so stark werden, dass der Baustoff – sei es Putz, Gips oder Mauerwerk – ihnen einfach nachgibt. Die Kunst liegt darin, die Quelle dieser Spannungen zu finden.

Setzrisse durch natürliche Bodenbewegungen

Besonders in Neubauten sind Setzrisse ein gewohntes Bild. Stellen Sie sich vor, Ihr frisch gebautes Haus übt plötzlich ein enormes Gewicht auf den Baugrund aus. Der Boden darunter verdichtet sich unter dieser Last und das Gebäude „setzt“ sich sozusagen in seine endgültige Position. Das ist ein völlig normaler Prozess, der oft zu feinen, diagonalen Rissen führt, meist in den ersten zwei bis fünf Jahren nach Fertigstellung.

Gerade in Deutschland sind Risse in Innenwänden eng mit dem Alter und der Bauweise von Gebäuden verknüpft. Setzrisse sind dabei der Klassiker. Obwohl sie meistens harmlos sind, können sie bei älteren Gebäuden auch ein Warnsignal für ungleichmäßige Bodenverhältnisse oder sogar Fundamentprobleme sein. Fachleute schätzen, dass eine Zunahme der Rissbreite mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 20–30 % zu größeren statischen Problemen führen kann, wenn nichts unternommen wird. Tiefergehende Einblicke in die professionelle Begutachtung von Rissbildung bietet dieser Artikel über Ursachen von Wandrissen auf bauschadeninstitut.de.

Dynamische Rissbildung durch äußere Einflüsse

Im Gegensatz zu den meist einmaligen Setzbewegungen gibt es auch Ursachen, die permanent auf Ihr Gebäude einwirken. Man spricht hier von dynamischen Belastungen, die Risse verursachen oder bestehende vergrößern können.

  • Verkehrsbelastung: Fährt ständig Schwerlastverkehr an einer nahen Straße vorbei? Diese Vibrationen können sich durch den Boden auf Ihr Haus übertragen und das Mauerwerk belasten.
  • Baumängel: Eine fehlerhafte Planung oder Ausführung, etwa eine unzureichende Lastverteilung oder die falsche Kombination von Materialien, kann zu dauerhaften Spannungen führen.
  • Erschütterungen: Bauarbeiten in der Nachbarschaft oder sogar leichte Erdbeben können ebenfalls Bewegungen im Baukörper auslösen, die Spuren hinterlassen.

Jeder Riss hat ein Muster. Ein treppenförmiger Riss im Mauerwerk deutet oft auf Setzungen hin, während horizontale Risse auf Durchbiegung oder Auflastprobleme hinweisen können. Die Form ist ein entscheidender Hinweis auf die Ursache.

Spannungsrisse und Feuchtigkeitsprobleme

Nicht immer sind große Bewegungen die Ursache. Auch ganz alltägliche physikalische Prozesse können zu Rissen führen.

So sorgen Temperaturschwankungen dafür, dass sich Materialien ausdehnen und wieder zusammenziehen. An Materialübergängen, zum Beispiel zwischen einer Betonwand und einer Ziegelwand, können so Spannungsrisse entstehen, wenn die Baustoffe unterschiedlich stark „arbeiten“.

Feuchtigkeit ist ein weiterer kritischer Faktor. Dringt Wasser ein, sei es durch ein undichtes Dach oder aufsteigende Feuchte aus dem Keller, schwächt das die Bausubstanz. Wenn dieses Wasser im Winter gefriert, dehnt es sich aus und kann Putz und Mauerwerk regelrecht sprengen. Zudem ist Feuchtigkeit eine der Hauptursachen für Schimmel, was ein ganz eigenes Problemfeld eröffnet. Was Sie tun können, erfahren Sie in unserem Blog-Beitrag, was bei Schimmel im Haus zu tun ist.

So bewerten Sie Risse in Ihrer Wand selbst

Illustration von Händen, die eine Münze mit einer Schnur halten, verbunden mit einer Kamera und einer Uhr, die Zeit darstellt.

Bevor Sie gleich zum Spachtel greifen oder panisch den Bausachverständigen rufen, atmen Sie einmal tief durch. Der erste und wichtigste Schritt ist eine ruhige, objektive Bestandsaufnahme. Denn nur wenn Sie wissen, womit Sie es zu tun haben, können Sie die Dringlichkeit richtig einschätzen und die nächsten Schritte planen.

Sehen Sie sich selbst als eine Art Tatort-Ermittler für Ihr Zuhause. Der Riss ist der Fall, und Ihre Aufgabe ist es, akribisch Spuren zu sichern. Ein schnelles Handyfoto aus der Hüfte geschossen, reicht da bei Weitem nicht aus.

Die visuelle Dokumentation: Mehr als nur ein Foto

Alles beginnt mit einer sauberen visuellen Erfassung. Es geht darum, den jetzigen Zustand so exakt wie möglich festzuhalten. Nur so haben Sie einen verlässlichen Vergleichswert, um später Veränderungen zweifelsfrei zu erkennen.

Machen Sie dafür am besten mehrere scharfe, gut belichtete Fotos aus unterschiedlichen Winkeln. Ein Profi-Tipp: Legen Sie immer ein Referenzobjekt direkt neben den Riss. Eine 1-Euro-Münze ist dafür perfekt. Ihre Größe ist genormt und gibt auf dem Foto sofort einen klaren Maßstab für die tatsächliche Breite des Risses.

Die exakte Vermessung: Millimeter entscheiden

Nach den Fotos wird gemessen. Die Länge lässt sich noch gut mit einem Zollstock erfassen, aber bei der Breite brauchen Sie mehr Präzision. An dieser Stelle kommen Hilfsmittel wie ein Risslineal oder eine spezielle Rissbreitenskala ins Spiel. Damit können Sie selbst feinste Risse mit einer Genauigkeit von bis zu 0,1 Millimetern bestimmen.

Notieren Sie sich die Breite an der dicksten Stelle. Falls der Riss mal breiter, mal schmaler ist, messen Sie an mehreren markanten Punkten entlang des Verlaufs.

Eine genaue Dokumentation ist keine reine Fleißarbeit. Sie ist die solide Basis für jede weitere Entscheidung und eine unverzichtbare Informationsquelle für jeden Fachmann, den Sie vielleicht später hinzuziehen.

Die Beobachtung über Zeit: Der entscheidende Faktor

Jetzt kommt der wichtigste Teil Ihrer Untersuchung: die Beobachtung. Ein Riss, der stillhält, ist meistens harmlos. Kritisch wird es erst, wenn ein Riss „arbeitet“ – also breiter wird, sich verlängert oder sogar seine Richtung ändert.

Um das zuverlässig festzustellen, gibt es bewährte Methoden:

  1. Die Gipsmarke: Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode. Tragen Sie einen kleinen, dünnen Streifen Gips quer über den Riss auf. Zeigt diese Gipsbrücke nach einigen Wochen oder Monaten selbst einen Riss, haben Sie den eindeutigen Beweis: Die Wand bewegt sich.
  2. Der Rissmonitor: Wer es genauer mag, greift zu einem Rissmonitor. Das sind kleine Kunststoffplättchen mit einem Fadenkreuz, die über den Riss geklebt werden. An der aufgedruckten Skala können Sie selbst kleinste Veränderungen in Millimeterschritten ablesen.

Um Ihre Beobachtungen festzuhalten, haben wir eine kleine Checkliste vorbereitet.

Checkliste zur Dokumentation von Wandrissen

Nutzen Sie diese Tabelle, um Risse systematisch zu erfassen und ihre Entwicklung zu beobachten.

Schritt Aktion Warum es wichtig ist
1. Fotografieren Machen Sie scharfe Fotos aus verschiedenen Winkeln. Legen Sie eine Münze als Größenreferenz direkt neben den Riss. Schafft einen klaren visuellen Ausgangspunkt und macht die Dimensionen auf den ersten Blick verständlich.
2. Messen & Notieren Messen Sie die Breite an mehreren Stellen mit einem Risslineal (Genauigkeit 0,1 mm). Notieren Sie Datum, Ort und die genauen Maße. Quantitative Daten sind objektiv und ermöglichen einen exakten Vergleich über die Zeit.
3. Markieren Setzen Sie eine Gipsmarke oder bringen Sie einen Rissmonitor an. Alternativ können Sie die Enden des Risses mit einem Bleistift markieren. Macht selbst kleinste Veränderungen (Verbreiterung, Verlängerung) unübersehbar und nachweisbar.
4. Wiederholen Überprüfen Sie die Messpunkte und Markierungen regelmäßig – idealerweise monatlich über einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten. Nur durch wiederholte Messungen erkennen Sie, ob der Riss aktiv ist, was auf ein tieferliegendes Problem hindeutet.

Führen Sie dieses Protokoll über mindestens drei bis sechs Monate. Halten Sie auch äußere Einflüsse fest: Gab es Bauarbeiten in der Nachbarschaft? Extreme Wetterlagen wie Starkregen oder eine lange Trockenperiode?

Mit dieser systematischen Dokumentation schaffen Sie eine knallharte Faktenbasis. Sie hilft Ihnen nicht nur bei der persönlichen Einschätzung, sondern spart einem potenziellen Gutachter später wertvolle Zeit – und Ihnen damit bares Geld. Diese gesammelten Beweise sind der Schlüssel, um sicher zwischen einem harmlosen Schönheitsfehler und einem ernsten Warnsignal zu unterscheiden.

Wann Sie selbst reparieren können und wann ein Experte ran muss

Nachdem Sie einen Riss eine Weile beobachtet und vermessen haben, stellt sich die entscheidende Frage: Ist das ein Fall für den Spachtel am Samstagnachmittag oder ein Job für den Profi? Die Grenze ist nicht immer glasklar, aber es gibt deutliche Anzeichen, die Ihnen bei der Entscheidung helfen. Und eines ist sicher: Eine falsche Einschätzung kann hier nicht nur ärgerlich, sondern richtig teuer werden.

Die gute Nachricht zuerst: Viele Risse in Innenwänden sind tatsächlich harmlos. Entdecken Sie einen feinen Haarriss, der sich über Monate hinweg nicht verändert und kaum breiter als ein Millimeter ist, handelt es sich meistens um ein rein kosmetisches Problem.

Das klassische Heimwerker-Projekt

Solche oberflächlichen Putz- oder Haarrisse können Sie in der Regel problemlos selbst in die Hand nehmen. Sie betreffen nur die oberste Schicht – den Putz oder die Tapete – und haben nichts mit der tragenden Substanz der Wand zu tun.

Die Reparatur ist erfreulich unkompliziert:

  1. Vorbereiten: Den Riss mit einem Malerspachtel leicht V-förmig aufkratzen. So hat die Spachtelmasse später mehr Halt. Danach den losen Staub gründlich entfernen.
  2. Füllen: Flexible Füllmasse oder Acryl tief in die Fuge drücken und die Oberfläche sauber und glatt abziehen.
  3. Abschliessen: Nach dem vollständigen Trocknen wird die Stelle noch einmal kurz und bündig angeschliffen. Fertig zum Überstreichen!

Für solche Schönheitsreparaturen brauchen Sie wirklich keinen Experten. Etwas Geduld und das richtige Material aus dem Baumarkt genügen völlig.

Ein Riss, der stillhält, ist meist ein Freund des Heimwerkers. Ein Riss, der wächst, braucht dringend professionelle Aufmerksamkeit. Ignorieren ist hier die teuerste Option.

Klare Warnsignale: Wann Sie den Profi rufen sollten

Sobald aber bestimmte Warnsignale auftauchen, sollten Sie das Werkzeug sofort beiseitelegen und zum Telefon greifen. Eigenmächtiges Handeln kann die Situation hier nur verschlimmern oder wichtige Spuren für eine fachgerechte Diagnose verwischen.

Bei diesen Anzeichen ist definitiv Schluss mit Heimwerken:

  • Breite des Risses: Der Spalt ist breiter als 2-3 Millimeter oder hat sich bei Ihren Kontrollmessungen sichtbar vergrössert. Das ist ein klares Zeichen für Bewegung.
  • Verlauf des Risses: Er zieht sich treppenförmig entlang der Fugen im Mauerwerk oder verläuft diagonal über ganze Wandecken. Solche Muster deuten auf Setzungen oder statische Probleme hin.
  • Begleiterscheinungen: Es gibt noch andere Symptome im Haus. Plötzlich klemmen Türen oder Fenster, der Boden scheint sich zu neigen oder es tritt Feuchtigkeit an der Wand auf.
  • Tiefe des Risses: Sie erkennen, dass der Riss nicht nur oberflächlich ist, sondern durch den Putz hindurch bis ins Mauerwerk reicht.

In diesen Fällen liegt die Ursache fast immer im Verborgenen – im Fundament, in der Statik, im Baugrund. Hier geht es nicht mehr um Kosmetik, sondern um die Sicherheit und den Wert Ihres Gebäudes. Der richtige Ansprechpartner ist jetzt ein Baugutachter oder Statiker. Eine genauere Erklärung, was ein Sachverständiger im Bauwesen macht, finden Sie in unserem weiterführenden Blog-Beitrag. Diese Experten klären die Ursache fundiert auf und leiten die richtigen Schritte ein, bevor aus einem kleinen Riss ein grosser und kostspieliger Bauschaden wird.

Was tun gegen die Risse? Gängige Sanierungsmethoden und ihre Kosten

Drei handgezeichnete Skizzen zeigen Schritte der Rissverpressung und kosmetischen Spachtelung für Wände.

Wenn die Ursache für den Riss gefunden und ein Fachmann grünes Licht gegeben hat, kann die eigentliche Sanierung beginnen. Dabei geht es um weit mehr als nur darum, den Spalt unsichtbar zu machen. Das eigentliche Ziel ist, die strukturelle Stabilität der Wand wiederherzustellen, damit in Zukunft Ruhe ist.

Je nachdem, was den Riss verursacht hat und wie er beschaffen ist, greifen Profis zu ganz unterschiedlichen Methoden. Die Wahl des richtigen Verfahrens ist das A und O, denn es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein Riss nur elastisch verschlossen wird oder ob er wieder richtig „zusammengeklebt“ werden muss, um Kräfte aufnehmen zu können.

Professionelle Reparaturmethoden im Überblick

Für die Sanierung von Rissen in Wänden innen haben Fachbetriebe ein paar bewährte Techniken im Repertoire, die mit dem üblichen Zuspachteln aus dem Baumarkt wenig zu tun haben. Drei Verfahren sind dabei besonders verbreitet.

  • Rissverpressung mit Harz: Das ist der Klassiker, um Risse dauerhaft zu schließen und die Stabilität zurückzubringen. Stellen Sie es sich so vor: Entlang des Risses werden kleine Löcher gebohrt, durch die dann ein spezielles Kunstharz (meist Epoxid- oder Polyurethanharz) direkt in den Spalt gepresst wird. Dieses Harz kriecht in die feinsten Verästelungen, härtet dort aus und schafft eine kraftschlüssige Verbindung. Im Grunde wird die Wand von innen geschient und wieder zu einer festen, tragfähigen Einheit.

  • Spiralanker zur Stabilisierung: Wenn Risse schon breiter sind oder sich über eine längere Strecke ziehen, kommen oft Spiralanker zum Einsatz. Das sind flexible Edelstahlstäbe mit einer gewellten Form. Sie werden quer zum Rissverlauf in die Wand eingesetzt und mit einem Spezialmörtel fixiert. Diese Anker wirken wie eine nachträgliche Bewehrung – sie „vernähen“ das Mauerwerk und verteilen auftretende Zugkräfte großflächig. So wird verhindert, dass sich der Riss weiter bewegt.

  • Armierungsgewebe einbetten: Bei diesen hartnäckigen, aber eher oberflächlichen Putzrissen, die immer wiederkommen, ist ein Armierungsgewebe die Lösung. Dieses Glasfasergewebe wird in eine frische Schicht Putz oder Spachtelmasse eingebettet. Es nimmt Spannungen im Untergrund auf und sorgt dafür, dass der Riss nicht nach kurzer Zeit wieder durchscheint. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wo die Grenzen zwischen einer oberflächlichen Renovierung oder einer tiefgreifenden Sanierung verlaufen.

Was kostet die Sanierung von Wandrissen?

Die Kosten für eine professionelle Reparatur können stark schwanken. Entscheidend sind die gewählte Methode, die Länge und Tiefe des Risses und natürlich der allgemeine Zustand der Wand.

Ein kleiner Haarriss, der nur kosmetisch behandelt wird, ist oft schon für wenige hundert Euro erledigt. Bei einer richtigen Rissverpressung sollten Sie je nach Komplexität mit ca. 80 bis 150 Euro pro laufendem Meter rechnen. Greift der Experte zu statischen Maßnahmen wie dem Einbau von Spiralankern, wird es deutlich teurer. Hier können die Kosten schnell auf über 250 Euro pro Meter klettern.

Eines ist sicher: Eine frühzeitige und fachgerechte Sanierung ist fast immer die günstigste Lösung. Sie verhindert teure Folgeschäden wie eindringende Feuchtigkeit oder eine Ausweitung des Risses, deren Behebung am Ende ein Vielfaches kosten würde.

Die häufigsten Fragen zu Rissen in Innenwänden: Ihre Antworten vom Experten

Zum Abschluss möchte ich noch auf die Fragen eingehen, die mir in der Praxis immer wieder begegnet sind. Hier finden Sie kurze, knackige Antworten, die Ihnen eine schnelle erste Orientierung geben sollen.

Woran erkenne ich, dass ein Riss wirklich gefährlich ist?

Einen harmlosen Haarriss von einem kritischen Schaden zu unterscheiden, ist gar nicht so schwer, wenn man weiß, worauf man achten muss. Schauen Sie ganz genau hin – diese Merkmale sind echte Warnsignale:

  • Breite und Tiefe: Ein Riss, der mehr als 2-3 Millimeter breit ist und sichtbar tiefer als nur die Putzschicht geht, ist immer ein Fall für den Fachmann.
  • Der Riss wächst: Sie beobachten den Riss über ein paar Wochen und stellen fest: Er wird länger oder breiter. Das ist ein klares Zeichen für ein aktives Problem im Mauerwerk.
  • Der Verlauf ist entscheidend: Treppenförmige Risse, die den Fugen im Mauerwerk folgen, oder diagonale Risse, die quer über eine Ecke laufen, sind typische Anzeichen für statische Verschiebungen. Auch horizontale Risse sollten Sie sehr ernst nehmen.
  • Zusätzliche Symptome: Achten Sie auf Begleiterscheinungen. Wenn plötzlich Türen oder Fenster klemmen, feuchte Flecken auftauchen oder sich der Boden uneben anfühlt, hängt das oft direkt mit dem Riss zusammen.

Wenn auch nur einer dieser Punkte zutrifft, sollten Sie nicht zögern und einen Bausachverständigen oder Statiker hinzuziehen.

Sind Risse in einem Neubau normal?

Ja, das sind sie tatsächlich. Gerade in den ersten Jahren sind feine Risse, oft als Setz- oder Schwindrisse bezeichnet, ein ganz normaler Prozess. Ein neues Haus muss sich erst einmal "setzen", und die Baumaterialien trocknen und ziehen sich zusammen. Das erzeugt Spannungen, die sich als feine Risse im Putz zeigen.

Solange diese Risse schmal bleiben (unter 1-2 mm) und sich nach der Anfangsphase nicht mehr verändern, gibt es meist keinen Grund zur Sorge. Ein wachsames Auge sollten Sie aber trotzdem darauf haben.

Kann ich feine Haarrisse nicht einfach überstreichen?

Das ist eine sehr verlockende, aber leider nur kurzfristige Lösung. Wenn Sie einen Riss einfach nur überstreichen, kaschieren Sie das Problem nur oberflächlich. Der Putz darunter ist und bleibt gerissen. Jede kleinste Bewegung in der Wand wird dafür sorgen, dass der Riss nach kurzer Zeit wieder durch die frische Farbe scheint.

Für eine saubere und dauerhafte Reparatur kratzen Sie den Riss am besten leicht V-förmig auf. Füllen Sie ihn dann mit einer flexiblen Spachtelmasse oder hochwertigem Acryl. Erst wenn alles gut getrocknet und glatt geschliffen ist, macht das Überstreichen Sinn.

Was ist der Unterschied zwischen einem Setzriss und einem Hebungsriss?

Gute Frage! Beide entstehen durch Bewegungen im Baugrund, aber die Ursache ist genau entgegengesetzt. Ein Setzriss entsteht, wenn sich der Boden unter dem Gewicht des Hauses verdichtet – das Gebäude sinkt also minimal ab. Ein Hebungsriss hingegen ist die Folge einer Anhebung des Baugrunds, was deutlich seltener, aber oft problematischer ist.

Ein historisch eindrückliches Beispiel sind die Hebungsrisse im baden-württembergischen Staufen. Dort haben geothermische Bohrungen Prozesse im Untergrund ausgelöst, die den Boden anhoben – teilweise bis zu einem Zentimeter pro Monat. Die Folge waren massive Schäden an über 120 Gebäuden, die zwischen 2008 und 2016 entstanden. Die Risse in den Wänden innen und außen waren dort tief und statisch hochrelevant. Mehr über die Hintergründe der Hebungsrisse in Staufen können Sie auf Wikipedia nachlesen.

Merken Sie sich: Jeder Riss ist ein Symptom, dessen Ursache man verstehen sollte. Während Setzrisse oft zum normalen Leben eines Gebäudes gehören, deuten aktive oder breite Risse auf tieferliegende Probleme hin. Und die erfordern immer eine professionelle Analyse.

Ab wann sollte ich spätestens einen Experten rufen?

Mein Rat ist ganz klar: Holen Sie sich lieber einmal zu früh als einmal zu spät professionelle Hilfe. Wenn Sie unsicher sind, ist das schon ein guter Grund. Spätestens aber, wenn Ihre eigene Beobachtung zeigt, dass ein Riss wächst, oder wenn Sie einen der oben beschriebenen gefährlichen Riss-Typen entdecken, ist der Zeitpunkt gekommen.

Eine frühzeitige Begutachtung durch einen Fachmann ist am Ende immer günstiger als die Sanierung eines Schadens, der sich unbemerkt verschlimmert hat.


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