Risse in der Hauswand: Ursachen & Lösungen
Ein Riss in der Hauswand – für viele Hausbesitzer ist das erst einmal ein Schock. Doch ist es nur ein kleiner Schönheitsfehler oder doch ein ernstes Alarmsignal? Die gute Nachricht vorweg: In den meisten Fällen handelt es sich um oberflächliche Haarrisse im Putz, die zwar unschön aussehen, aber oft harmlos sind. Wirklich Sorgen machen sollten Sie sich bei tiefen, durchgehenden Rissen, die auf Probleme mit der Statik oder dem Fundament hindeuten könnten. Das Wichtigste ist daher: Ruhe bewahren und den Riss genau unter die Lupe nehmen. Breite, Verlauf und vor allem, ob er sich verändert – das sind die ersten entscheidenden Anhaltspunkte.
Risse in der Hauswand richtig einordnen

Wer einen Riss an seiner Hauswand entdeckt, dem rutscht oft das Herz in die Hose. Aber voreilige Panik ist hier der falsche Ratgeber. Der Schlüssel liegt darin, die Situation ganz systematisch anzugehen und die Zeichen richtig zu deuten.
Sehen Sie die Fassade Ihres Hauses am besten wie die Haut eines Menschen. Kleine Fältchen sind völlig normal und beeinträchtigen nicht die grundlegende Gesundheit. Eine tiefe Wunde hingegen ist ein klares Zeichen für eine ernstere Verletzung, die behandelt werden muss. Genauso verhält es sich mit Rissen im Mauerwerk. Jeder Riss erzählt eine Geschichte über die Kräfte, die auf Ihr Gebäude wirken – man muss nur lernen, sie zu lesen.
Die zwei Hauptkategorien von Rissen
Die allererste und wichtigste Unterscheidung, die Sie treffen müssen, ist die zwischen harmlosen und potenziell gefährlichen Rissen. Im Grunde lassen sich fast alle Schäden in zwei Typen einteilen:
- Haarrisse (Putzrisse): Das sind die feinen, oft netzartigen Risse, die nur oberflächlich im Putz verlaufen. Sie sind meist ein rein ästhetisches Problem. Oft entstehen sie durch ganz normale Spannungen im Material, zum Beispiel wenn der frische Putz zu schnell trocknet oder die Fassade durch Sonne und Kälte arbeitet.
- Strukturrisse (Setz- oder Tragwerksrisse): Hier wird es ernst. Diese Risse gehen tiefer, manchmal sogar durch das gesamte Mauerwerk. Sie sind ein klares Indiz dafür, dass sich das Gebäude bewegt oder die Statik gestört ist. Typisch ist ihr diagonaler, treppenförmiger oder vertikaler Verlauf, häufig in der Nähe von Fenstern, Türen oder an den Ecken des Hauses.
Ein Riss ist letztlich nur das sichtbare Symptom für eine unsichtbare Ursache. Die Kunst besteht darin, vom äußeren Erscheinungsbild auf das eigentliche Problem zu schließen, bevor größerer Schaden entsteht.
Diese grobe Einteilung hilft Ihnen schon enorm, die Dringlichkeit einzuschätzen. Während Sie Haarrisse oft selbst ausbessern oder bei der nächsten Fassadenrenovierung mitmachen lassen können, verlangen Strukturrisse nach einer genauen Analyse – und fast immer nach dem geschulten Auge eines Fachmanns.
Schnellcheck zur Rissbewertung an der Fassade
Um Ihnen eine schnelle erste Orientierung zu geben, haben wir eine einfache Vergleichstabelle erstellt.
| Merkmal | Typischer Haarriss (oft unbedenklich) | Potenziell kritischer Riss | Empfohlene Erstmaßnahme |
|---|---|---|---|
| Breite | Sehr schmal, oft unter 0,2 mm (wie ein Haar) | Breiter als 0,2 mm, oft klaffend oder wachsend | Mit einem Rissbreitenlineal messen und dokumentieren |
| Verlauf | Netzartig, ungerichtet, oberflächlich | Diagonal, treppenförmig (folgt den Fugen), vertikal | Verlauf mit einem Bleistift markieren und fotografieren |
| Tiefe | Nur im Putz, nicht im Mauerwerk darunter | Geht durch Putz und Mauerwerk, sichtbar an Innen- und Außenwand | Prüfen, ob der Riss auf der gegenüberliegenden Wandseite sichtbar ist |
| Veränderung | Bleibt über Monate unverändert | Wird länger oder breiter, neue Risse kommen hinzu | Gipsmarke setzen und beobachten, ob sie reißt |
Denken Sie daran: Diese Tabelle ist eine Ersteinschätzung und ersetzt keine professionelle Begutachtung durch einen Experten. Bei jedem Zweifel ist der Rat eines Fachmanns die sicherste Option.
Woher kommen die Risse in meiner Hauswand eigentlich?

Um Risse in der Hauswand richtig einschätzen zu können, müssen wir erst einmal verstehen, wie sie überhaupt entstehen. Ein Haus ist kein starrer, lebloser Block. Stellen Sie es sich lieber als einen lebendigen Organismus vor, der ständig unsichtbaren Kräften ausgesetzt ist. Diese Kräfte erzeugen Spannungen, die sich manchmal als Risse an der Oberfläche bemerkbar machen.
Viele dieser Ursachen sind völlig normal und gehören zum „Leben“ eines Hauses einfach dazu. Andere wiederum sind ein klares Alarmsignal, das Sie ernst nehmen sollten. Der erste Schritt zur richtigen Einschätzung ist, die häufigsten Auslöser zu kennen.
Das ganz normale „Arbeiten“ des Materials: Schwindrisse
Jedes Baumaterial reagiert auf seine Umwelt. Holz quillt bei Feuchtigkeit auf und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Genauso durchlaufen Beton und Mörtel nach dem Bau einen monatelangen Prozess des Trocknens und Aushärtens. Wir Fachleute nennen diesen Vorgang „Schwinden“.
Dabei verliert das Material an Volumen, was zu feinen, oft netzartigen Spannungsrissen im Putz führen kann. Solche Schwindrisse sind in der Regel harmlos und ein rein optisches Problem. Besonders bei Neubauten sind sie in den ersten Jahren ganz normal – ein Zeichen dafür, dass Ihr Haus sich „setzt“ und seine endgültige Form findet.
Wenn der Boden nachgibt: Setzungen als Hauptursache
Deutlich ernster wird es, wenn sich das Fundament bewegt. Stellen Sie sich Ihr Haus wie einen Stuhl auf einer weichen Wiese vor. Sinkt ein Stuhlbein tiefer ein als die anderen, gerät die ganze Konstruktion unter Druck. Genau das passiert bei ungleichmäßigen Setzungen des Baugrunds.
Der Boden unter einem Gebäude verdichtet sich über die Jahre. Das ist normal, solange es gleichmäßig passiert. Kritisch wird es, wenn der Untergrund nicht homogen ist – zum Beispiel, wenn eine Hälfte des Hauses auf festem Fels und die andere auf weicherem Lehmboden steht. Dann senkt sich das Fundament an einer Stelle stärker, was zu enormen Spannungen im Mauerwerk führt.
Typische Anzeichen für Setzungsrisse sind diagonale oder treppenförmige Risse, die oft von den Ecken von Fenstern oder Türen ausgehen. Ihr Verlauf zeichnet quasi die Kraftlinien der Spannung im Mauerwerk nach.
Ein extremes Beispiel aus der Praxis zeigt, welche Kräfte hier am Werk sein können: In Staufen im Breisgau führte eine Geothermiebohrung dazu, dass Wasser in eine Gipsschicht drang. Diese quoll auf und hob Häuser um bis zu einen Zentimeter pro Monat an, was massive Risse zur Folge hatte. Mehr zu den Auswirkungen von Setzungsschäden können Sie auf uretek.de nachlesen.
Die Macht der Natur und Fehler in der Statik
Neben dem Baugrund spielen auch alltägliche Umwelteinflüsse eine große Rolle. Sie belasten das Mauerwerk kontinuierlich und können über Jahre hinweg sichtbare Schäden hinterlassen.
- Feuchtigkeit und Frost: Wasser dringt in winzige Poren des Mauerwerks ein. Wenn es im Winter gefriert, dehnt es sich aus und sprengt das Material quasi von innen. Dieser ständige Frost-Tau-Wechsel zermürbt die Bausubstanz langsam aber sicher. Dauerhafte Nässe schwächt zudem die Festigkeit der Materialien. Mehr dazu, wie Sie Feuchtigkeit im Keller erkennen, erfahren Sie in unserem passenden Blogartikel.
- Temperaturschwankungen: Starke Sonneneinstrahlung im Sommer und eisige Kälte im Winter erzeugen thermische Spannungen. Materialien dehnen sich bei Hitze aus und ziehen sich bei Kälte zusammen. Auch diese ständige Bewegung kann über die Zeit zu Rissen führen.
- Statische Überlastung: Manchmal ist die Ursache auch hausgemacht. Ein unsachgemäßer Umbau, etwa das Entfernen einer tragenden Wand, oder eine zusätzliche Last durch einen neuen Dachausbau kann die Statik des gesamten Gebäudes empfindlich stören und gefährliche Risse verursachen.
Gefährliche Risse von harmlosen unterscheiden

Nicht jeder Riss in der Hauswand läutet gleich die Alarmglocken. Trotzdem sind manche ein klares Warnsignal, das Sie ernst nehmen sollten. Um zu verstehen, wie dringend der Handlungsbedarf ist, müssen Sie lernen, die Sprache der Risse zu deuten. Stellen Sie es sich wie einen Arztbesuch vor: Erst nach einer genauen Analyse der Symptome lässt sich eine zuverlässige Diagnose stellen.
Die entscheidenden Merkmale eines Risses können Sie systematisch unter die Lupe nehmen. Wenn Sie die folgenden Punkte aufmerksam prüfen, bekommen Sie ein ziemlich klares Bild von der Lage und können eine fundierte erste Einschätzung treffen.
Eine visuelle Checkliste für die Rissbewertung
Um Risse in der Hauswand zuverlässig zu bewerten, nehmen Sie sich am besten etwas Zeit für eine genaue Inspektion. Gehen Sie die folgende Liste Punkt für Punkt durch und halten Sie Ihre Beobachtungen fest – am besten mit Fotos und kurzen Notizen. Das hilft später auch dem Fachmann.
Die Breite des Risses: Das ist eines der offensichtlichsten und wichtigsten Kriterien. Als grobe Faustregel gilt: Risse unter 0,2 mm Breite sind oft nur oberflächliche Haarrisse. Alles, was deutlich breiter ist – vor allem Risse, in die Sie eine Münze stecken können – braucht definitiv einen zweiten, genaueren Blick.
Der Verlauf des Risses: Die Richtung, in die ein Riss läuft, verrät oft eine Menge über seine Ursache.
- Diagonal oder treppenförmig: Solche Risse folgen häufig den Fugen im Mauerwerk. Sie sind ein klassischer Hinweis darauf, dass sich das Fundament an dieser Stelle gesetzt hat.
- Horizontal: Waagerechte Risse können auf starken Druck von außen hindeuten, etwa durch Erdreich, oder auf Probleme an der Verbindungsstelle verschiedener Bauteile.
- Vertikal: Senkrechte Risse entstehen oft durch thermische Spannungen, wenn sich Materialien bei Hitze und Kälte unterschiedlich ausdehnen. Manchmal fehlen auch schlicht die notwendigen Dehnungsfugen.
Die Position des Risses: Wo genau an der Wand taucht der Riss auf? Schäden in der Nähe von statisch wichtigen Punkten sind immer kritischer. Schauen Sie daher besonders genau an den Ecken des Gebäudes sowie rund um Fenster und Türen hin.
Die Tiefe des Risses: Betrifft der Riss nur den Putz an der Oberfläche oder zieht er sich tiefer ins Mauerwerk? Ein einfacher Test: Prüfen Sie, ob der Riss auch auf der Innenseite der Wand zu sehen ist. Ein Riss, der komplett durch die Wand geht, ist immer ein Alarmsignal.
Das entscheidende Merkmal: Ist der Riss noch aktiv?
Die vielleicht wichtigste Frage von allen lautet: „Lebt“ der Riss noch? Ein aktiver Riss, der sich über die Zeit in seiner Breite oder Länge verändert, deutet auf andauernde Bewegungen im Bauwerk hin. Das ist deutlich besorgniserregender als ein alter, passiver Riss, der sich seit Jahren nicht mehr verändert hat.
Ein Riss, der wächst, ist wie ein langsam fortschreitender Bruch in einem Knochen. Er signalisiert eine anhaltende Belastung, die unbehandelt zu einem vollständigen Versagen der Struktur führen kann.
Zum Glück gibt es eine einfache Methode, mit der Sie die Aktivität eines Risses selbst überwachen können. Bringen Sie quer über den Riss eine sogenannte Gipsmarke an – das ist nichts weiter als ein dünner Streifen Gips. Wenn der Riss arbeitet, bricht die Gipsmarke. Noch genauer geht es mit einem Rissmonitor. Das ist eine kleine Messlehre aus Kunststoff, die Sie über den Riss kleben und die millimetergenau anzeigt, ob und wie stark er sich bewegt. Eine solche Beobachtung über mehrere Wochen oder Monate liefert unschätzbar wertvolle Informationen für jeden Gutachter oder Handwerker.
Wann Sie einen Experten hinzuziehen sollten
Sie haben einen Riss entdeckt, der mehr ist als nur ein feiner Strich im Putz? Vielleicht verläuft er diagonal, klafft an den Rändern oder scheint sogar mit der Zeit breiter zu werden? Genau das ist der Punkt, an dem Abwarten zur teuren Falle wird. Bei solchen Anzeichen für einen handfesten Setz- oder Tragwerksriss ist der Griff zum Telefon keine übertriebene Vorsicht, sondern eine absolut notwendige Maßnahme, um die Substanz und damit den Wert Ihres Hauses zu sichern.
Ein Riss, der auf ein tieferes Problem hindeutet, ist wie die rote Warnleuchte im Auto: Wer sie ignoriert, riskiert am Ende einen kapitalen Motorschaden. Bei einem Gebäude können die Folgen noch weitreichender sein – von eindringender Feuchtigkeit und Schimmel bis hin zu ernsten Beeinträchtigungen der gesamten Statik.
Den richtigen Experten für Ihr Riss-Problem finden
Die große Frage ist jetzt: Wen rufe ich an? Das hängt ganz von der Art und dem vermuteten Ausmaß des Schadens ab. Im Grunde gibt es drei Ansprechpartner, deren Aufgaben Sie kennen sollten:
Der Bausachverständige oder Gutachter: Er ist Ihre erste Anlaufstelle für eine unabhängige Analyse. Stellen Sie ihn sich wie einen Detektiv vor, der die Ursache für den Riss aufspürt, ohne selbst ein wirtschaftliches Interesse an der Reparatur zu haben. Sein Gutachten gibt Ihnen eine neutrale und verlässliche Grundlage für alle weiteren Entscheidungen.
Der Statiker: Seine Expertise wird dann unverzichtbar, wenn der Verdacht im Raum steht, dass die Tragfähigkeit des Gebäudes leidet. Er berechnet die Kräfte, die auf Ihr Haus einwirken, und prüft, ob die Stabilität noch gegeben ist. Bei tiefen, durchgehenden Rissen ist sein Urteil Gold wert.
Die spezialisierte Sanierungsfirma: Diese Fachleute kommen ins Spiel, wenn die Ursache klar ist und es an die handwerkliche Umsetzung geht. Sie haben das richtige Werkzeug und das nötige Know-how, um Risse nicht nur oberflächlich zu verschließen, sondern auch die Ursache dauerhaft zu beheben.
Ein unabhängiges Gutachten ist immer dann entscheidend, wenn die Ursache für den Riss unklar ist oder gar ein Rechtsstreit mit Nachbarn oder Baufirmen droht. Handelt es sich hingegen um einen klar zuzuordnenden, kleineren Schaden, kann oft auch direkt ein Fachbetrieb mit der Sanierung beauftragt werden.
So bereiten Sie sich auf das Gespräch mit dem Fachmann vor
Um schnell eine treffsichere Einschätzung zu bekommen, sollten Sie ein paar Informationen zur Hand haben. Eine gute Vorbereitung spart nicht nur Zeit, sondern am Ende auch bares Geld.
Ihre Checkliste für den ersten Kontakt:
- Fotos: Machen Sie aussagekräftige Bilder des Risses aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein Zollstock oder eine Münze daneben hilft, die Dimensionen zu verdeutlichen.
- Dokumentation: Notieren Sie sich, wann Ihnen der Riss erstmals aufgefallen ist und ob er sich seitdem verändert hat (z. B. länger oder breiter geworden ist).
- Gebäudedaten: Halten Sie das Baujahr und eventuelle Informationen zu früheren Umbauten oder größeren Sanierungen bereit.
- Standort: Beschreiben Sie möglichst präzise, wo sich der Riss befindet (z. B. „Außenwand Nordseite, links neben dem großen Küchenfenster im Erdgeschoss“).
Erfahrungswerte zeigen, dass rund 32 Prozent aller Baumängel Wände betreffen – ein beachtlicher Teil davon sind Risse in der Bausubstanz. Gerade dynamische Setzrisse, die sich oft an den Ecken von Fenstern und Türen zeigen, erfordern schnelles Handeln, um Folgeschäden wie eindringende Nässe zu vermeiden.
Bevor Sie jemanden beauftragen, lohnt es sich, dessen genaue Rolle und Qualifikation zu verstehen. In unserem weiterführenden Blogartikel erklären wir, was ein Bausachverständiger ist und wann Sie ihn brauchen. Und noch ein Tipp: Nehmen Sie frühzeitig Kontakt zu Ihrer Gebäudeversicherung auf, um zu klären, ob der Schaden möglicherweise abgedeckt ist.
Professionelle Methoden, um Risse im Mauerwerk zu sanieren

Wenn ein Riss in der Hauswand mehr als nur ein Schönheitsfehler ist und auf ein echtes, strukturelles Problem hindeutet, reicht einfaches Zuspachteln nicht aus. Das wäre, als würde man ein Pflaster auf einen Knochenbruch kleben – es kaschiert, aber heilt nicht. Eine nachhaltige Reparatur packt das Problem immer an der Wurzel und sorgt dafür, dass der Schaden dauerhaft behoben wird.
Professionelle Sanierungsfirmen haben dafür verschiedene Techniken im Repertoire. Die Wahl der richtigen Methode ist entscheidend und hängt immer von der Art des Risses und seiner Ursache ab. Ein reiner Putzriss erfordert natürlich eine andere Herangehensweise als ein Setzungsriss, der durch Bewegungen im Fundament entstanden ist. Pfusch am Bau ist hier keine Option, denn eine falsche Reparatur kann die Situation sogar noch verschlimmern.
Rissverpressung: Das Mauerwerk von innen „verkleben“
Eine der bewährtesten Methoden zur Sanierung von tieferen Mauerwerksrissen ist die Rissverpressung, oft auch Rissinjektion genannt. Man kann sich das wie eine zielgerichtete Injektion vorstellen. Der Riss wird zuerst gründlich gereinigt und dann mit kleinen Ventilen, den sogenannten Injektionspackern, versehen.
Über diese Packer wird dann unter hohem Druck ein flüssiges Spezialharz – meist auf Epoxid- oder Polyurethanbasis – direkt in den Riss gepresst. Das Harz dringt selbst in die feinsten Verästelungen ein, härtet dort aus und schafft so eine kraftschlüssige Verbindung. Das bedeutet, die beiden getrennten Mauerwerksteile werden wieder bombenfest miteinander verklebt. Ganz nebenbei dichtet das Material den Riss auch zuverlässig gegen Feuchtigkeit ab. So wird die ursprüngliche Stabilität der Wand wiederhergestellt.
Spiralanker: Das Mauerwerk wieder „vernähen“
Bei breiteren Rissen oder wenn ganze Mauerwerksbereiche an Stabilität verloren haben, kommen oft Spiralanker zum Einsatz. Stellen Sie es sich so vor, als würde man eine Wunde nähen. Fachleute fräsen dafür quer zum Rissverlauf präzise Schlitze in die Fugen des Mauerwerks.
In diese Schlitze werden dann spezielle, spiralförmige Edelstahlanker zusammen mit einem Ankermörtel eingelegt. Diese Anker überbrücken den Riss wie eine innere Armierung und verteilen die Zugkräfte wieder gleichmäßig auf die gesamte Wand. Besonders bei den typischen treppenförmigen Setzrissen ist diese Methode Gold wert, da sie die verschobenen Mauerwerksteile wieder fest miteinander verbindet.
Die Entscheidung zwischen einer rein oberflächlichen Reparatur und einer tiefgreifenden Sanierung ist fundamental. Um mehr über die Unterschiede und Anwendungsbereiche zu erfahren, lesen Sie unseren detaillierten Beitrag zum Thema Renovierung oder Sanierung.
Fundamentstabilisierung: Wenn das Problem ganz unten liegt
Die beste Sanierung ist die, die gar nicht erst am Riss selbst, sondern an seiner Ursache ansetzt. Wenn Setzungen im Baugrund schuld an den Rissen sind, muss man genau dort ansetzen und das Fundament stabilisieren. Eine moderne und erstaunlich unkomplizierte Methode dafür sind Injektionen mit Expansionsharz.
Dabei wird ein spezielles Harz direkt unter das Fundament in den lockeren Baugrund injiziert. Dort dehnt es sich blitzschnell aus, verdichtet den Boden und kann das Fundament bei Bedarf sogar millimetergenau anheben. Das stoppt weitere Setzungen und beseitigt die Ursache für die Risse in der Hauswand ein für alle Mal. Aktuelle Studien zu Bauschäden unterstreichen, wie wichtig solche fundierten Sanierungen für den langfristigen Erhalt eines Gebäudes sind.
Häufig gestellte Fragen zu Rissen in der Hauswand
Wenn Hausbesitzer einen Riss in der Hauswand entdecken, kommen fast immer dieselben drängenden Fragen auf. Die Verunsicherung ist verständlicherweise groß, aber mit den richtigen Antworten gewinnen Sie schnell wieder den Überblick. Hier haben wir die häufigsten Fragen für Sie kurz und bündig beantwortet, um Ihnen eine erste Orientierung zu geben.
Sind reine Putzrisse immer ungefährlich?
Grundsätzlich ja, Risse, die nur die oberste Putzschicht betreffen, sind meist ein rein optisches Problem. Oft entstehen sie durch simple Spannungen im Material, zum Beispiel, wenn der frische Putz zu schnell trocknet. Man nennt das dann Schwind- oder Spannungsrisse.
Hellhörig sollten Sie aber werden, wenn ein Putzriss einem klaren Muster folgt – etwa schnurgerade verläuft oder sich treppenförmig durch die Wand zieht. Das kann ein verräterisches Zeichen sein, dass sich ein tieferliegender Riss aus dem Mauerwerk an der Oberfläche abzeichnet. Dann ist es kein harmloser Schönheitsfehler mehr, sondern das Symptom eines strukturellen Problems.
Ein einfacher Test: Kratzen Sie den Putz an einer Stelle vorsichtig ab. Setzt sich der Riss im darunterliegenden Mauerwerk fort? Dann handelt es sich nicht um einen reinen Putzriss. In diesem Fall sollten Sie dringend einen Fachmann zurate ziehen.
Wie schnell muss ich bei einem neuen Riss handeln?
Hier kommt es ganz auf die Art des Risses an. Nicht jeder neue Riss ist ein Grund zur Panik, aber zu langes Zögern kann bei ernsten Schäden richtig teuer werden.
- Sofortiges Handeln ist geboten bei: Rissen, die breiter als 2-3 Millimeter sind und sich sichtlich vergrößern. Auch wenn sie von abplatzendem Putz begleitet werden oder Türen und Fenster plötzlich klemmen, ist das ein Alarmsignal. All das deutet darauf hin, dass im Gebäude gerade etwas in Bewegung ist.
- Beobachtung reicht erstmal aus bei: Sehr feinen Haarrissen, die schmaler als 0,2 Millimeter sind und sich nicht zu verändern scheinen. Dokumentieren Sie den Riss am besten mit einem Foto und Datum und beobachten Sie ihn über ein paar Wochen. Eine Gipsmarke, die über den Riss aufgetragen wird, zeigt Ihnen sofort, ob er sich noch bewegt.
Übernimmt die Versicherung die Sanierungskosten?
Das ist oft die entscheidende finanzielle Frage. Die Antwort hängt ganz von der Schadensursache und den Details in Ihrem Versicherungsvertrag ab.
Generell lässt sich sagen:
- Wohngebäudeversicherung: Diese springt für Schäden ein, die durch klar definierte Gefahren wie Sturm, Hagel oder Leitungswasser verursacht wurden. Risse durch normale Alterung, Baumängel oder langsame Setzungen des Hauses sind hier in der Regel nicht abgedeckt.
- Elementarschadenversicherung: Diese wichtige Zusatzpolice kann greifen, wenn Risse die direkte Folge von Naturereignissen wie Hochwasser, einem Erdrutsch oder einer Erdsenkung sind.
- Bauleistungsversicherung: Bei Neubauten sichert diese Versicherung Schäden während der Bauphase ab, die zum Beispiel durch unvorhergesehene Probleme mit dem Baugrund entstehen können.
Sehen Sie immer ganz genau in Ihre Police und melden Sie einen potenziellen Schaden sofort – so versäumen Sie keine wichtigen Fristen.
Kann ich kleine Haarrisse selbst reparieren?
Ja, das ist möglich, aber wirklich nur unter bestimmten Voraussetzungen. Oberflächliche, feine Haarrisse im Außenputz oder unkritische Risse im Innenputz kann ein geübter Heimwerker oft selbst in den Griff bekommen. Wichtig ist dabei, flexible Füllstoffe wie Acryl zu verwenden, die kleinere Bewegungen des Untergrunds mitmachen, ohne direkt wieder aufzureißen.
Sobald ein Riss aber tiefer geht, breiter als ein Millimeter ist oder Sie den Verdacht haben, dass ein statisches Problem dahintersteckt, sollten Sie die Finger davon lassen. Überlassen Sie die Arbeit dann unbedingt einem Fachbetrieb. Eine unsachgemäße Reparatur kaschiert das Problem nur für kurze Zeit und kann im schlimmsten Fall verhindern, dass die wahre Ursache rechtzeitig erkannt und behoben wird.
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